Luxus und Nachhaltigkeit vereint in der Schmuckbranche

Guya Merkle ist auf dem Bild zu sehen. Ihre Vision ist Luxus und Nachhaltigkeit bei Goldschmuck zu kombinieren.

Foto: Eric Frideen

Interview mit Guya Merkle, Schmuckdesigner und Geschäftsführerin des Schmuckunternehmens Vieri

Mit Ihrem Schmuckunternehmen Vieri und Ihrer Stiftung „Earthbeat Foundation“ setzen Sie sich für Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung ein. Welche Impulse haben den Ausschlag dafür gegeben?

Mein erster Besuch von Goldminen in Peru. Ich habe für einen Moment den Glauben an die Menschheit verloren, als ich mit eigenen Augen sah, wie beim Abbau von Gold Menschenrechte und unsere Umwelt behandelt werden und das Ganze nur dafür, dass wir hier Produkte so konsumieren können wie gewohnt. Das wollte ich nicht akzeptieren.

Wie wollen Sie mit Ihrer Stiftung die vom Goldabbau abhängigen Menschen unterstützen?

Mir geht es vor allem darum, das ganzheitlich zu betrachten. Es gibt nicht die eine Lösung. Wir setzen ganz klar auf Kreislaufwirtschaft – also auf Recycling und Upcycling von Rohstoffen, die zum Beispiel davor in Elektrogeräten verbaut waren und die man wunderbar wieder in ihre Ursprungsform bringen kann, um damit wieder etwas Neues entstehen zu lassen. Aber damit ist das Problem ja nicht beseitigt – denn 25 Millionen Menschen arbeiten weltweit in sogenannten Small Scale Mining Gemeinschaften, also im Kleinbergbau, der menschenrechtsverletzend und umweltschädigend ist, meistens weil sie keine andere Alternative haben. Da Gold ein endender Rohstoff ist, ist es abgesehen von den immensen Problemen nur logisch zu sehen, wie wir Alternativen schaffen können und somit einen Kreislauf beenden, der von einem Leid zum nächsten führt. Empowerment ist hier der Schlüssel. Wir wollen alternative Einkommensquellen schaffen, so dass die Menschen langfristig vom Goldabbau wegkommen. Bildungsinitiativen und Kooperationen mit Projekten, die den Goldabbau zumindest fairer gestalten sind hier auch unabdinglich.

2050 wird voraussichtlich das natürliche Goldvorkommen erschöpft sein. Mit Ihrer Initiative “World Gold Day“ setzen Sie sich für Urban Mining ein, eine Kreislaufwirtschaft mit der Ressource Gold. Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit Gold wiederverwendet werden kann?

Eigentlich keine. Das ist das Schöne an Gold, es kann immer wieder verwendet werden. Natürlich ist es aufwendiger Gold aus einer Platine zu lösen, als einen Ring einzuschmelzen – aber am Ende geht beides und Gold ist ein Rohstoff, der sich nie verbraucht.

Sie setzen auf recycelte Edelmetalle aus Elektroschrott, Saphire aus nachhaltigem Abbau auf Sri Lanka und Schmuckrollen aus einem Fair Trade-Projekt in Marokko. Anteile an Ihren Umsätzen fließen in Ihre Unterstützungsprojekte. Nachhaltig, aber auch kostenintensiv. Ihre Schmuck-Kollektionen sind im Luxus-Segment ansiedelt. Welche Zielgruppe ist bereit, sich Ihr Konzept Luxus und Nachhaltigkeit zu leisten?

Interessante Frage. Eigentlich sollte jeder, der sich Luxus von Zeit zu Zeit gönnt, bereit sein sich auch Nachhaltigkeit zu leisten. Wir merken aber, dass vor allem eine jüngere Zielgruppe sehr offen ist und sich dafür interessiert. Wir haben Kunden, die sich das leisten können, aber auch Kunden die extra sparen, um sich einen nachhaltigen Luxus leisten zu können.

Sie haben ein Studium am Gemological Institute of America absolviert, um sich nach dem plötzlichen Tod Ihres Vaters das Know-how zur Übernahme des Familienunternehmens bzw. der Neugründung anzueignen. Kommen Sie bei Ihrem Engagement für Nachhaltigkeit und die Verbesserung der Lebensbedingungen der vom Goldabbau abhängigen Menschen noch zu Ihren ursprünglichen Aufgaben?

Ja, zum Glück. Nicht immer in dem Maße, indem ich mir das wünsche, aber das ist wohl als Entrepreneur normal. Es ist nie genügend Zeit da. Ich habe aber gerade was die Projekte und Initiative betrifft ein tolles Netzwerk an Menschen, die mich unterstützen, so dass ich dem weiterhin die Aufmerksamkeit geben kann, die es braucht. Zudem arbeiten wir in Uganda, wo unsere aktuellen Projekte laufen (wie zum Beispiel unser Imkerei-Projekt als alternative Einkommensquelle zum Gold-Schürfen) mit einem freien Mitarbeiter vor Ort ohne den wir die Projekte in diesem Maße nicht umsetzen könnten. Teamarbeit ist hier wirklich der Schlüssel: Ich kann immer wieder Ideen, Impulse und Visionen geben, aber nur gemeinsam kann man diese dann auch umsetzen.

Sie werden z. B. als Key Note-Speakerin angefragt. Wie reagieren Akteure aus Wirtschaft und Politik auf Ihr Engagement?

Eigentlich immer sehr gut. Ich kriege viel positives Feedback und viel Begeisterung zugesprochen. Allerdings reagieren immer noch Menschen etwas verstört, wenn ich darüber rede, dass ich den Impact vor die Gewinnmaximierung stelle. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade Politik und größere Institutionen noch immer davor zurückschrecken mit kleineren Unternehmen und Organisationen zusammen zu arbeiten bzw. sie zu unterstützen. Ich verstehe natürlich, dass Groß denken wichtig ist – aber manchmal können vor allem die kleinen und Inhabergeführten Unternehmen auf Grund Ihrer Ansatz und Ihrem tiefen Verständnis dafür den viel größeren Impact erreichen.

Innerhalb von nur 12 Jahren haben Sie es geschafft, ein einzigartiges Konzept erfolgreich umzusetzen. Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?

Vor allem aus dem Konzept. Auch wenn es wahnsinnig viel ist, gibt es mir immer wieder Mut und Kraft zu sehen, was alles möglich ist. Der Antrieb erfolgreich mit dem zu werden, an was man so fest glaubt ist ein wahnsinniger Drive. 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*